Im Fokus des Credit Suisse Monitors für das 3. Quartal standen die demografische Entwicklung und der Arbeitsmarkt. Es ist deutlich zu erkennen, dass sich die Situation im Gesundheitswesen mit der Pensionierungswelle der Babyboomer weiter zuspitzt.
Gemäss Erhebung stammt im Gesundheitswesen jeder vierte Erwerbstätige aus der Generation der Babyboomer. Und sogar jeder zweite kommt aus der Kohorte der geburtenstarken Jahrgänge.
Die kommende Pensionierungswelle wird eine massive Lücke bei den Erwerbstätigen im Gesundheitswesen verursachen. Allein durch Neuzugänge können diese Lücken nicht gefüllt werden.
Dieser Sachverhalt ist zwar nicht neu, jetzt aber zeitkritisch und vor allem langwierig. Das Problem wird uns mindestens über die nächsten zehn Jahre begleiten. Solange dauert es, bis die Babyboomer-Generation vollständig das Rentenalter erreicht hat. Rechnet man die gesamte Kohorte der geburtenstarken Jahrgänge mit ein, dauert die Pensionswelle bis 2040 an.
Wie lösen wir das Dilemma?
Ein untersuchter Ansatz ist die Beschäftigung der Fachpersonen über deren Rentenalter hinaus. Allerdings dürfte dies nur in der Minderheit der Fälle tatsächlich Abhilfe für das Problem schaffen. Seit Jahren sinkt die Tendenz zur Erwerbstätigkeit bei Personen, die ihr Rentenalter erreicht haben. Tatsächlich macht die «stille Reserve» laut CS-Studien lediglich 7 % aus.
Ein weiterer Ansatz ist die Verbesserung der Personalsituation durch Effizienzsteigerung und Automatisierung. In Sektoren wie beispielsweise der Land- und Forstwirtschaft schafft der technologische Ausbau tatsächlich massive Besserung. Allerdings weist der Bereich, dem das Gesundheitswesen angehört, in der entsprechenden Statistik ein unterdurchschnittliches Automatisierungspotenzial auf. Mit diesem Ansatz ist also ebenfalls keine durchschlagende Lösung zu erwarten. Zumindest nicht nach heutigem Wissensstand.
Es gilt, vorhandenes Potenzial effektiv zu nutzen.
Was kommt also auf unsere Branche zu? Der Fachkräftemangel wird sich zuspitzen, gute Arbeitnehmende werden zum kostbaren Handelsgut, was die Arbeitgeberseite zu besseren Konditionen zwingt – ein denkbares, wenn auch für die Arbeitgeber unangenehmes Szenario. Schlussendlich profitiert niemand wirklich davon, wenn Gesundheitsbetriebe um Fachkräfte kämpfen. Besser, wir sorgen rechtzeitig für gute Lösungen.
Ein realisierbarer Ansatz liegt in der Schaffung flexiblerer Arbeitsmodelle, welche die Attraktivität als Arbeitgeber fördern. Denn es liegt erhebliches Potenzial brach –viele Teilzeiterwerbstätige werden nicht oder nur sehr sporadisch beschäftigt. Gerade hier scheitert es häufig an Arbeitsmodellen, welche die Erwerbstätigkeit beispielsweise mit der Familienplanung vereinbaren lassen. Oder eine auf die Mitarbeitenden besser abgestimmte Dienstplanung erlauben. Flexible und zeitgemässe Modelle bedingen einen Kulturwandel und die Bereitschaft, die Ressourcenplanung ohne Reserven abzubilden und sich stattdessen aus Pools zu bedienen.
Die Flexibilisierung hat ausserdem einen erfreulichen Effekt auf die Betriebskosten: Eine gemeinsame Studie der ZHAW und unseres Partners Careanesth aus dem Vorjahr zeigt auf, dass durch die Flexibilisierung der Arbeitsmodelle die Betriebskosten bereits bei geringer Flexibilisierungsrate erheblich gesenkt werden können. So profitieren schlussendlich beide Seiten.