Macht «Human Machine Interaction» Menschen und Unternehmen gesünder?
Der Faktor Mensch wird in Zeiten des steten Wandels für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und den Unternehmenserfolg immer wichtiger. In Zukunft werden also vermehrt jene Organisationen am besten performen, die es schaffen, Potenziale von Mitarbeitenden optimal zu entfalten. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden spielen dabei eine zentrale Rolle. Wie aber bringt man unternehmerische und menschliche Ansprüche zusammen? Kann der Fokus auf «Human Machine Interaction» hier allenfalls Abhilfe schaffen?
Der digitale Wandel ist kein rein technologischer, sondern ein soziotechnischer Prozess. Der Mensch spielt dabei eine immer wichtigere Rolle. Seine Sehnsucht nach Beziehung, Zugehörigkeit und Sinn wird immer grösser . Und die Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, immer wichtiger. Eben gerade, weil digitale Technologien sämtliche Lebensbereiche zunehmend durchdringen. Es gilt also, die erwähnten menschlichen Grundbedürfnisse mit wirtschaftlichen Zielsetzungen in Einklang zu bringen.
Der aktuelle Fachkräftemangel zeigt es deutlich auf: Das Vorantreiben innovativer Technologien im Gesundheitswesen ist dringlich und unabdingbar. Das wirft gleichzeitig wichtige Fragen auf. Inwieweit kann die Automatisierung manuelle und repetitive Tätigkeiten von Mitarbeitenden sinnvoll ersetzen? Welche veränderte Personalstruktur ergibt sich durch die Implementierung neuer Systeme? Und wie kann diese Personalstruktur ins zukünftige Miteinander mit einbezogen werden?
Gesundheit in der Arbeitswelt
Diverse Berichte zur betrieblichen Gesundheitsförderung zeigen auf, dass gesundheitsfördernde Initiativen für Unternehmen erst interessant werden, wenn diese einen direkten wirtschaftlichen Nutzen in Sachen Arbeitsorganisation, Arbeitsprozesse und Rahmenbedingungen aufweisen. In anderen Worten: Strukturen, Prozesse und Routinen sowie die Qualität der Interaktionen gestalten die Arbeitsbedingungen. Und diese wiederum haben mass geblichen Einfluss auf die Gesundheit von Mitarbeitenden. Wie kann also das Ziel, gesunde Arbeit zu gestalten, angegangen werden?
Die Fachwelt scheint sich inzwischen einig, dass ein defizitärer Informationsstand und Wissensverbreitung anhand prozessbasierter Software verbessert werden können. Im Zuge der Digitalisierung eröffnen sich jedoch laufend weitere Dimensionen in Sachen Zusammenarbeit. Horizontale und vertikale Integrationen führen zu einer intensiveren Vernetzung und damit zu einer steigenden Anzahl und Vielfalt der Schnittstellen und Kooperationsbeziehungen. So wächst der Koordinationsaufwand in Organisationen rasant.
Um in solch forderndem Arbeitsumfeld Raum und Zeit für Resonanz und Feedback zu schaffen, müssen Lösungen angegangen werden, die gleichzeitig prozessbasiert UND partizipativ sind. Nur so können das gegenseitige Verständnis zwischen Abteilungen und das Vertrauen in das eigene Unternehmen intensiviert, Sinn und Beziehung gestärkt und eine gesunde Arbeit gefördert werden.
Von Mensch und Maschine
«Wie wird es sein, Seite an Seite mit Robotern zu arbeiten?» Viele von uns tun das bereits jeden Tag. Nur ist uns dies nicht immer bewusst. Für die Rechtschreib- und Grammatikprüfung in einem digitalen Dokument übernimmt eine künstliche Intelligenz die Aufgabe des Lektors. Wenn wir ein Auto fahren, das mit aktiver und passiver Fahrerassistenz ausgestattet ist, bremst das Auto oder lenkt sich selbst aus der Gefahr heraus. Und zwar schneller, als ein Mensch überhaupt reagieren kann. Wir halten zwar das Lenkrad in der Hand, aber in kritischen Momenten fährt der Roboter.
Diese Systeme sind das Ergebnis einer relativ normalen Programmierung intelligenter Automatisierungslösungen. Einer der Gründe dafür, dass sie heute funktionieren, während sie in den vergangenen Jahrzehnten nicht funktionierten, ist die explosionsartig gestiegene Rechenleistung, die zu immer niedrigeren Kosten zur Verfügung steht. Wenn unsere Laptops oder Smartphones mehr Rechenleistung haben als die Apollo-Mission, werden erstaunliche Dinge möglich. Das verleiht den Systemen zwar keine Gefühle oder die Fähigkeit, zu lernen, wie es das menschliche Gehirn tut, aber es macht sie zu sehr fähigen Maschinen.
Im Bereich der Verwaltung herrscht bereits vermehrt die Etablierung der Automatisierung. Dabei handelt es sich um die Unterstützungsleistung bei Routineaufgaben resp. wiederkehrenden Aufgaben. Schaut man in die Zukunft, glauben die Fachleute, dass neue Technologien die Patientenerfahrung verbessern. Dabei kann Automatisierung in Europa bis 2030 v.a. die routineintensiven Tätigkeiten ersetzen.
Anders als in anderen Industrien wird der Einsatz intelligenter Technologien im Gesundheitswesen jedoch keinen Jobverlust bedeuten. Vielmehr wird es der Hebel sein, um das grosse Ressourcenproblem im Gesundheitssektor zu lösen. Natürlich zieht dieser eine gewisse Veränderung der traditionellen Berufsbilder mit sich. Denn die neuen «Kooperationspartner» bzw. «technische Lösungen und Maschinen» verändern Aufgaben und Kompetenzprofile von Mitarbeitenden. Diese werden sich dafür vermehrt den wesentlichen Aufgaben am Menschen widmen können.
Beim Einsatz von Automatisierungslösungen in Gesundheitsinstitutionen lassen sich folglich verschiedene Aspekte hervorheben:
- Partizipatives Design der Systeme ist von grosser Bedeutung. Damit die entwickelten Lösungen für den Einsatz in der Praxis passend gestaltet und an die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer angepasst sind. Und somit nachhaltig genutzt werden können.
- Die Technologien sollten sich an die reale Welt anpassen und für den Anwendungskontext individualisiert zur Verfügung stehen. Dafür ist es notwendig, alle betroffenen Akteure mit ihren Erfahrungen aus dem Alltag mit einzubeziehen. «Technik zum Menschen bringen» und eben nicht «den Menschen zur Technik bringen» sollte das Leitmotiv bei der Entwicklung von neuen Lösungen sein.
- Die gesundheitlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden sollten die Zielvorstellungen der Entwicklungen mitbestimmen.
- Wichtige Themen wie die Weiterverarbeitung von Daten und Datensicherheit sollten geklärt sein.
- Wesentliche Faktoren wie Verfügbarkeit, Flexibilität, Interoperabilität, Einfachheit, Transparenz und Erschwinglichkeit sollten bei der Implementierung im Detail beleuchtet und berücksichtigt werden.
- Um die Implementierung in der Praxis zu beschleunigen, muss der Akzeptanzgedanke im Vordergrund stehen und sollte nach Best Practices mit einer Erprobung in der Praxis erfolgen.
- Der Teamgedanke steht im Zentrum. Einzelkämpfer haben ausgedient.
Um eine allgemeine Akzeptanz für die Implementierung digitaler Prozesse bei der
veränderten Bevölkerungsstruktur zu gewährleisten, sind unterschiedliche Herangehensweisen von Bedeutung. Diese sind abhängig davon, welche Interessen von den jeweiligen Bevölkerungsgruppen «Jung» und «Alt» verfolgt werden. Die Akzeptanz kann bei der älteren Generation geschaffen werden, indem ihr der Nutzen und der Mehrwert aufgezeigt wird. Ihr muss die Angst genommen werden, dass der zwischenmenschliche Austausch vollständig durch technische Lösungen abgelöst wird. Prinzipiell soll der Grundgedanke geschaffen werden, dass innovative Technologien als Unterstützung dienen sollen.
In Bezug auf die jüngere Generation könnten Themen wie z. B. Prävention und Früherkennung relevant sein, damit Krankheiten vermieden werden können. Um die Hemmungen gegenüber Automatisierung und Robotik in Zukunft weiter abzubauen und gleichzeitig Kompetenzen aufzubauen, ist die Einbindung neuer Technologien bereits in der Ausbildung wünschenswert.
Technologie – gedacht und gemacht von Menschen für Menschen
Die Arbeit der Zukunft wird Menschen ungeahnte Möglichkeiten eröffnen, sich selbst zu entfalten. Gerade weil die Hilfe dieser neuen Technologien immer mehr unseren Alltag prägt, können wir uns auf menschliche Fähigkeiten und Stärken konzentrieren. Und diese fördern. Solange wir uns also im Klaren darüber sind, dass Technologie ein Werkzeug ist, die Entscheidungen aber von uns Menschen getroffen werden, sind die vor uns liegenden Potenziale durch den Einsatz von Algorithmen enorm.
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(Quellen: Future Work Barometer, 2021-1 | Zukunft der Arbeit – Perspektive Mensch, Springer Gabler | Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen, Springer Gabler | Studien zu KI, Automatisierung und Transforming Healthcare von McKinsey und Company, 2020 | Studie Healthcare Insiders KPMG, 2020 |Human Machine Interaction, Zukunftsinstitut.de |Bericht Automatisierungsstufen, BFU Bern | Potenziale einer Pflege 4.0, Bertelsmann Stiftung)